Erwartungskatalog

Gemeinsam haben wir einen Erwartungskatalog erarbeitet, in welchem Ziele für eine nachhaltigere Hochschule niedergeschrieben wurden. Unsere Erwartungen beziehen sich auf neun zentrale Bereiche an der Hochschule, für die wir nachhaltigere Möglichkeiten vorschlagen.

Nachhaltige Zukunft vorleben
Erwartungen an die Hochschule Luzern

Ausgangslage
Die Bildungsinstitutionen von heute prägen die Köpfe von morgen. Lehre und Forschung spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, womit eine grosse Verantwortung einhergeht. In Bezug auf die Klimakrise erwarten die  Studierenden der HSLU, dass die Hochschule dieser Verantwortung gerecht wird, indem sie ihren Beitrag zum Wandel in eine ökologisch und sozial nachhaltige Gesellschaft leistet und sich den Herausforderungen des Klimawandels stellt.

Die Hochschule Luzern als Zentrum von Wissen und Innovation bekommt die Chance,  aufzuklären und zu sensibilisieren, wie ein Leben mit nachhaltigen Werten aussehen kann. Sie steht dabei nicht allein vor der Herausforderung, sondern erarbeitet in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, Dozierenden sowie Studierenden Lösungen, die von allen Parteien getragen werden.

Ziel
Das Ziel ist, dass die Hochschule in ihrer Vorbildfunktion das netto null Ziel bereits 2025 erreicht. Die formulierten Erwartungen sind nicht ausreichend, dieses Ziel zu erreichen, aber ein erster Schritt in diese Richtung. Die Ausgestaltung der Massnahmen zur Zielerreichung von netto null 2025 benötigt die Beteiligung von themenspezifischen Expert*innen. Die Koordination dieses Prozesses soll mittels einer noch zu gründenden Nachhaltigkeitskommission geschehen. Es ist das Ziel, gemeinsam und interdisziplinär nach Lösungen und geeigneten Massnahmen zu forschen, diese umzusetzen und vorzuleben. Nachfolgend formulieren die Engagierten für eine nachhaltige Hochschule Luzern ihre Erwartungen und gesteckten Meilensteine im Detail.

Erwartungen

1.1 Die Hochschule Luzern ruft den Klimanotstand aus.
  • Die Hochschule Luzern anerkennt die Klimakatastrophe als zu bewältigende Krise.
  • Die Dringlichkeit sowie Lösungsansätze aus der Forschung werden an ihre Studierenden und Mitarbeitenden kommuniziert.
  • Die HSLU folgt damit den Träger Kantonen Zug und Luzern, die den Klimanotstand bereits am 23.05. und 24.06.19 ausgerufen haben. Damit setzt die Hochschule Luzern ein symbolisches Zeichen in Bezug auf die Krise.
  • Die Hochschule als Wissenschaftliche Institution fordert von der Regierung die nötigen finanziellen Mittel und unterstützende gesetzliche Rahmenbedingungen zur Umsetzung der nötigen Massnahmen.

2.1 Leitbild und Strategie

  • Nachhaltigkeit ist hinsichtlich ökologischer, ökonomischer sowie sozialer Aspekte in Leitbild und Strategie integriert.
  • Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie wird halbjährlich mit der Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts, der internationalen Standards entspricht, sichtbar gemacht.

2.2 Fachstelle Nachhaltigkeit

  • Eine Fachstelle Nachhaltigkeit ist eingerichtet. Diese ist institutionell verankert und verfügt über hinreichende Kompetenzen. Diese Stelle setzt sich in allen Belangen für die Nachhaltigkeit ein und ist Anlaufstelle für alle mitwirkenden Parteien.

2.3 Nachhaltigkeitskommission

  • Eine Fachstelle Nachhaltigkeit ist eingerichtet. Diese ist institutionell verankert und verfügt über hinreichende Kompetenzen. Diese Stelle setzt sich in allen Belangen für die Nachhaltigkeit ein und ist Anlaufstelle für alle mitwirkenden Parteien.
  • Eine Nachhaltigkeitskommission ist installiert. Sie besteht aus der Leitung der HSLU, Studiengangsleiter*innen, der Fachstelle Nachhaltigkeit, Ausbildungsverantwortliche, Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden (Forschung, Facility Management, etc.) sowie themenspezifische Expert*innen. Die Kommission trifft sich regelmässig und erarbeitet gemeinsam Lösungen für die genannten Erwartungen.

2.4. Studentische Ansprechpersonen und Initiativen

  • Studentische Ansprechpersonen im Bereich Nachhaltigkeit sind definiert. Eine aktive Beteiligung der Studierenden wird als grundlegend angesehen und von den Studierenden ab Studienbeginn erwartet.
  • Studentische Initiativen und Aktivitäten werden ermöglicht und gefördert. Die Hochschule nimmt dabei eine beratende sowie finanziell unterstützende Rolle ein.

Die Hochschulen stehen in der Verantwortung, die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft voranzutreiben. Sie erarbeiten in ihrer Forschung Lösungskonzepte, die einen nationalen und internationalen Wandel zu einer Netto-Null-Gesellschaft ermöglichen. Des Weiteren nehmen sie eine aktive Rolle in der Umsetzung dieser Massnahmen ein. Dies geschieht in technologischen sowie in gesellschaftlichen Bereichen.

3.1 Förderung von ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Forschungsprojekten

  • Forschungsprojekte, die einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten können, werden
    gefördert und finanziell priorisiert. Diese Projekte leisten einen Beitrag zur nachhaltigen
    Entwicklung, wozu unter anderem die Erforschung neuartiger Mobilitäts- und
    Energietechnologien sowie alternativer Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme gehören.

3.2 Interdisziplinarität in der Forschung

  • Forschungsprojekte sind interdisziplinär gestaltet, damit umsetzbare, sowie ökologisch,
    sozial und ökonomisch nachhaltige Lösungen erarbeitet werden können. So sind
    beispielsweise ethische Folgen von neuen Technologien berücksichtigt.

Die nachhaltige Entwicklung, insbesondere die Klimakrise, betrifft die gesamte Gesellschaft und muss deshalb fester Bestandteil jeder Ausbildung sein. Die heutige, aber erst recht zukünftige Generationen werden ihre beruflichen und privaten Tätigkeiten viel klimaverträglicher gestalten müssen.

Deshalb gibt die Hochschule Luzern den Studierenden und Dozierenden Werkzeuge in die Hand, mit denen sie die allumfassende Klimakrise gemeinsam und interdisziplinär angehen können. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Departementen und zwischen verschiedenen Hochschulen wird aktiv gefördert.

4.1 Einbindung der nachhaltigen Entwicklung ins Curriculum

  • Es gibt studiengangsunabhängige Pflichtvorlesungen, die sich mit wissenschaftlichen, sozialen, systemischen und psychologischen Aspekten der Klimakrise befassen. Für diese Vorlesungen gilt Präsenzpflicht.
  • Die Einbettung der Klimakrise ist fester Bestandteil jedes Studiengangs und wird
    modulübergreifend behandelt.
  • In jedem Modul wird ein Bezug zur nachhaltigen Entwicklung und aktuellen Krisen wie der Klimakrise hergestellt, verschiedene Perspektiven erörtert und Raum für
    Problemlösungsprozesse geschaffen.
  • In den wirtschaftswissenschaftlichen Departementen bleiben die Forschung und Lehre nicht auf neoklassische Modelle beschränkt, sondern auch andere Theorien werden berücksichtigt. Z.B. die Frage: Ist kontinuierliches Wirtschaftswachstum mit endlichen Ressourcen und einer intakten Umwelt vereinbar? Solche Fragen werden häufig nicht oder nur sehr einseitig betrachtet. Fragen dieser Relevanz werden an der Hochschule, dem Ort des gesellschaftlichen Vordenkens, breit und kontrovers diskutiert.
  • In jedem Studiengang werden nachhaltige Lösungen prioritär unterrichtet. Bei Übungen
    werden bewusst nachhaltige Firmen als Beispiel gewählt.
  • In obligatorischen und fakultativen Projekten erarbeiten Studierende verschiedener
    Fachrichtungen und Hochschulen gemeinsam Lösungen zur Klimakrise und Themen der nachhaltigen Entwicklung.

4.2 Weiterbildung der Hochschulangehörigen

  • Die Mitarbeitenden der HSLU, insbesondere Dozent*innen, Leitungspersonen, Forscher*innen und Professor*innen, sind detailliert über die Auswirkungen der Klimakrise informiert und auf ihre Dringlichkeit sensibilisiert.
  • Sie bilden sich dazu thematisch weiter und vermitteln ihr Wissen faktenbasiert und didaktisch ansprechend den Studierenden. Dabei wird darauf geachtet, dass die Kommunikation der Klimakrise diverse psychologische Barrieren antrifft und der Umgang mit Widerstand wird geschult.
  • Den Mitarbeitenden und Studierenden der HSLU sind Ressourcen (Zeit) zur Verfügung
    gestellt, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen (sich informieren, eigene Theorien für Lösungsansätze entwickeln, forschen, Weiterbildungskurse besuchen).

5.1 Klimafreundliche Energieversorgung

  • Die Hochschulen gestalten ihre Infrastruktur (bestehende Gebäude und Neubauten)
    möglichst energiesparend. Das bedeutet, dass energieeffiziente Technologien zum Einsatz kommen und dass der Energieverbrauch durch suffizientes Verhalten reduziert wird.
  • Die gesamte Infrastruktur wird ausschliesslich mit erneuerbaren Energien betrieben, fossile Energieträger sind nicht länger im Einsatz.

5.2 Standards bei Neubauten

  • Einheimische und nachwachsende Bausubstanzen werden bevorzugt, die Bauarbeiten sind umwelt- und die Arbeitsbedingungen sozialverträglich.
  • Neubauten sind als Plusenergie-Haus zu realisieren.

5.3 Grüner Campus

  • Die Hochschule schafft einen naturnahen Lebensraum auf dem Campusgelände. Die Biodiversität wird gefördert und die Hochschule passt sich an die ursprüngliche, regionale Umwelt an. Unter naturnaher Gestaltung ist zu verstehen, dass möglichst viele sickerfähige Plätze und Wege entstehen und bei der Gartenpflege auf jegliche Pflanzenschutzmittel, sowie nicht organischen Dünger verzichtet wird. Flachdach- und vertikale Begrünung werden ausschliesslich mit einheimischen Pflanzen geschaffen.
  • Auf dem Campus, sowie in unmittelbarer Nähe zur Hochschule, werden diverse Erholungs- und Lernorte in naturnaher Umgebung geschaffen. Es ist allen Studierenden, sowie allen Mitarbeitenden einer Hochschule innert fünf Minuten möglich, zu Fuss einen Garten oder anderen naturnah gestalteten Raum zu erreichen.

6.1. Klimaschonender Materialverbrauch

  • Ein Zero-Waste-Campus wird angestrebt. Dabei wird neben der Abfallreduktion das Recycling gefördert und einfach zugänglich gemacht.
  • Bei der Materialbeschaffung werden nachhaltige Produkte bevorzugt. Dies gilt für Möbel und Einrichtungsgegenstände sowie für Verbrauchs- und Arbeitsmaterial.
  • Die Hochschule sensibilisiert Mitarbeitende, Dozierende und Studierende auf einen bewussten und sparsamen Umgang mit Ressourcen. Dies beinhaltet unter anderem das Lichterlöschen, Stosslüften und das Vermeiden von Stand-By-Betrieb bei elektronischen Geräten.

6.2. Förderung lokaler Kreisläufe

  • Die Hochschulen schaffen, beziehungsweise beteiligen sich, an lokalen Wirtschafts- und Stoffkreisläufen innerhalb des Campus und darüber hinaus. Sie ergreifen in diesem Zusammenhang kreative Massnahmen, zum Beispiel die Einführung einer lokalen Währung.

6.3. Umgang mit Papier

  • Die Hochschulen schaffen Grundlagen, um ein papierloses Studium und Arbeiten zu ermöglichen. Die Studierenden werden angeregt und befähigt, papierlos durchs Studium zu gehen. Die elektronischen Dokumente sind dabei mindestens so erstellt, dass Textstellen von der Software als solche erkannt und markiert werden können.
  • Wenn immer möglich, erfolgt die Kommunikation per Mailverkehr. Bei Drucksachen wird Recycling-Papier und umweltfreundliche Tinte verwendet und doppelseitig gedruckt.
  • Bei Open-Book Prüfungen sind dieselben Hilfsmittel sowohl in gedruckter als auch in digitaler Form erlaubt.

7.1. Ökologisches Reisen

  • Bei Geschäfts-, Forschungs- und Ausbildungsreisen deren Destination mit öffentlichen Verkehrsmitteln in unter 24 Stunden erreicht werden können, wird auf Flugreisen verzichtet. Die Reisezeit wird als Arbeitszeit angerechnet.
  • Für Veranstaltungen, die in dieser Zeit nicht erreicht werden können, werden bevorzugt moderne Kommunikationsmittel wie digitale Konferenzen eingesetzt.
  • Reiseziele werden so ausgesucht, dass ökologisches Reisen möglich ist. Das gilt auch für Studienreisen.

7.2. Ökologisches Konzept für Hin- und Rückweg zur HSLU

  • Die HSLU fördert an ihren Standorten den Langsamverkehr und den öffentlichen Verkehr. Dazu gehören sichere Fahrradwege und genügend Fahrradstellplätze.
  • Parkplätze sind verteuert bis eine Lenkwirkung eintritt.

8.1. Nachhaltiges Essensangebot

  • Die Hochschule vergibt die Verpflegungsaufträge an Catering- Betreiber*innen mit nachhaltigem Essensangebot.
  • Das Essensangebot ist primär vegetarisch oder vegan, frisch hergestellt und aus regionalen und saisonalen Zutaten hergestellt. Es werden Produkte aus biologischem Anbau verwendet.
  • Es wird täglich mindestens je ein vegetarisches und ein veganes Menü angeboten.Fleisch/Fisch ist in maximal einem Menü täglich erhältlich. Es gibt einen Veggie Tag pro Woche. Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung ist gewährleistet.
  • Das klimafreundlichste Gericht wird am günstigsten angeboten. Fleischmenüs werden zum Preis der verbrauchten Ressourcen (Kostenwahrheit) angeboten.
  • Es sind Massnahmen zur Vermeidung von Food Waste implementiert. Essensreste werden wiederverwertet oder weitergegeben.
  • Jede Mensa der HSLU kommuniziert vor Ort transparent über die Herkunft, Inhaltsstoffe, Qualität, CO2-Äquivalente, Kostenwahrheit und Umgang mit Food Waste der Esswaren und Getränke.

9.1. Transparenz bezüglich Forschungsfinanzierung

  • Die Herkunft von Forschungsgeldern und ihre Verteilung auf Lehrstühle und Projekte sind transparent kommuniziert.

9.2. Nachhaltige Anlagen

  • Die finanziellen Mittel der Hochschule und die Pensionskassengelder der Mitarbeitenden sind klimaneutral investiert.

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